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Kann man auf junge Spieler setzen?Man h%u00f6rt es immer wieder: man solle auf junge Spieler setzen! Aber ist das Alter ein Kriterium f%u00fcr Qualit%u00e4t? Gar die Jugend selbst die Qualit%u00e4t? Wir blicken einmal auf Ereignisse, die sich in den vergangenen wenigen, sagen wir einmal f%u00fcnf Jahren, zugetragen haben. Sie k%u00f6nnten sich durchaus beim ASV zugetragen haben, genauso aber bei manchem anderen Verein in der Kreisliga, Landesliga oder Verbandsliga.Beispiel 1: Der Verein entdeckt einen Spieler in der A-Jugend eines unterklassigen Vereines und holt ihn zu sich. Der Spieler hat Talent, ist k%u00f6rperlich stark, Linksfu%u00df und schnell. Er bekommt seine Eins%u00e4tze und k%u00f6nnte zumindest ein guter Verbandsliga- wenn nicht sogar Oberligaspieler werden. Eines Tages, es ist mitten in der Vorrunde im Oktober, wundern sich sachkundige Zuschauer, wo denn dieser Spieler ist. Der Trainer sagt, der Spieler, habe ihm letzte Woche beim Training mitgeteilt, dass er nunmehr nicht mehr kommen werde, weil er auch nicht anfangen werde zu studieren, sondern lieber nichts arbeiten und zu seiner Freundin nach London ziehen werde.Beispiel 2: Ein Spieler, ebenfalls gerade der A-Jugend entwachsen und ebenso Linksfu%u00df, h%u00e4lt sich f%u00fcr ambitioniert, trainiert im Urlaub sogar bei einem Profiverein in Kroatien mit, kommt zu seinem neuen Club und ist topfit. Mit 19 Jahren bekommt er in der Vorrunde zw%u00f6lf Landesligaeins%u00e4tze als Au%u00dfenverteidiger und Au%u00dfenst%u00fcrmer. In der Winterpause sagt er zu seinem Verein, dass er zuk%u00fcnftig nicht mehr erscheinen werde, weil er zu wenig Eins%u00e4tze gehabt habe, und wechselt zu einem unterklassigen Verein in die A-Klasse.Beispiel 3: Ein talentierter defensiver Mittelfeldspieler kommt ebenfalls aus der A-Jugend zu einem neuen Verein, bei dem schon sein Bruder spielt. In einem Vorrundenspiel holt er sich eine %u00fcberfl%u00fcssige gelb/rote Karte ab. Der Trainer stellt ihn zur Rede. Der Spieler meint, er habe alles richtig gemacht. Die Episode endet damit, dass beide Br%u00fcder sich solidarisieren und nicht mehr f%u00fcr ihren Verein auflaufen.Beispiel 4: Ein talentierter St%u00fcrmer, mittlerweile 22 Jahre alt, hat das Pech, dass sein Vater sein Manager ist. Er spielt mittlerweile in seinem f%u00fcnften Amateurverein. Auch hier m%u00fcssen sich die Vereine damit auseinandersetzen, dass auch der Bruder verpflichtet wird.All diese Geschichten sind absolut wahre Geschichten. Und es gibt noch mehr davon. Was ist die Erkenntnis? Der Satz: %u201eDie Einstellung ist wichtiger als die Aufstellung%u201c, der Matthias Sommer zugeschrieben wird, in Wirklichkeit aber wahrscheinlich viel %u00e4lter ist und gewiss aus der Herbergerzeit stammt, hat mit dem Alter nichts zu tun. Aber er ist entscheidend f%u00fcr die Zukunft eines jungen Fu%u00dfballers. Viele Jugendtrainer kennen das Ph%u00e4nomen: irgendwann kommt die Zeit, wo ein junger Spieler sich im Training qu%u00e4len muss. Wer dann mitmacht, dem geh%u00f6rt wahrscheinlich die Zukunft, sofern die fu%u00dfballerischen F%u00e4higkeiten dazukommen. Wer aber meint, im Jugendalter schon alles zu k%u00f6nnen und das Leistungsprinzip nicht achtet, sollte sich lieber bei einer Freizeitmannschaft bewegen als im ambitionierten Amateurfu%u00dfball. Das Problem ist: viele Vereine k%u00f6nnen oftmals nicht erkennen, mit welchem Typus Spieler sie es zu tun haben. Da die Zahl der Jugendspieler insgesamt immer weiter zur%u00fcckgeht, und damit auch die Zahl derer, die aus dem A-Jugendbereich in den Erwachsenenfu%u00dfball wechseln, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit einem 19-j%u00e4hrigen Spieler einen %u2013 badisch gesagt %u2013 Labbeduddl verpflichtet, statistisch einfach h%u00f6her. Jenseits der Leistungszentren, die f%u00fcr den Profifu%u00dfball, aber auch f%u00fcr die darunter liegenden Klassen bis zur Regionalliga ausbilden, ist die Leistungsdichte unglaublich gering. Unterhalb dieses Niveaus junge Spieler zu finden, die sowohl fu%u00dfballerische F%u00e4higkeiten als auch die richtige Mentalit%u00e4t vorweisen k%u00f6nnen, ist unheimlich schwierig. Auch im rein Fu%u00dfballerischen wird im Jugendbereich unterhalb der Ober- und Verbandsligen eher ein k%u00f6rperloser Fu%u00dfball praktiziert, was noch erschwerend hinzukommt.Spieler aus der eigenen A-Jugend dem Erwachsenenbereich zuzuf%u00fchren, funktioniert nicht mehr. In der Stadt fehlt es hierf%u00fcr einfach an Spielern. Den Rest besorgen die Regeln des Badischen Fu%u00dfballverbandes: wenn ein Spieler den Verein wechseln will, kann ihn auch der Heimatverein nicht daran hindern.Kann man also auf junge Spieler setzen? Ja, sofern man welche findet, bei denen Mentalit%u00e4t und Qualit%u00e4t stimmt. Es ist die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.